Persönlichkeitsentwicklung

Taten statt klagen: Selbstverantwortung

Infos zur Stärkung der Selbstverantwortung bei sich und anderen. Außerdem hilfreiche Tipps wie man selbst wieder in Aktion kommen kann.

Im dritten und letzten Teil der Serie “Gelassen streiten” geht es um Selbstverantwortung. Sind wir uns der Verantwortung gegenüber uns selbst bewusst, lässt es sich wesentlich entspannter aus Streitspiralen ausbrechen. Steigen wir gleich mit einem Beispiel ein:

Julian lebt mit Sonja zusammen. Sonja zeigt kaum noch Interesse an ihm oder der Beziehung. Es geht ihm ziemlich schlecht, aber er möchte sich nicht trennen. Er hat schon oft mit Sonja darüber gesprochen, wie es ihm geht und wie es weiter gehen soll. Sonja blockt aber nur ab und sagt sie wisse auch nicht so recht, was los sei. Trotzdem gibt er die Hoffnung nicht auf. Julian redet natürlich mit seinen Freunden und seiner Familie über die Beziehungsprobleme. Sie alle zeigen Mitgefühl und sprechen stundenlang mit ihm über das Thema. Sonja wird allmählich der schwarze Peter zugeschoben, denn Julian zeigt ja schließlich Initiative.

Das Gute im Schlechten

Julian steht also hervorragend da. Er kann sich über seine Beziehung beschweren, erhält Aufmerksamkeit und Zuwendung und muss überhaupt nichts ändern. Außerdem fühlt er sich nach Gesprächen mit seinen Freunden immer viel besser und weniger belastet. Er kann einen Teil seiner Belastung bei seinen Freunden abladen, was seine Motivation, etwas zu ändern eher schadet.
Ist er nun bedauernswert oder trägt er ebenfalls Verantwortung an der Situation mit Sonja?

Die Folgen geringer Selbstverantwortung

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Was passiert in dem Moment, in dem Julian seine Selbstverantwortung aufgibt und sich darauf ausruht,dass es ja Sonja ist, die die Beziehung kaputt macht und nicht er?

Julian wirft einen großen Teil seiner Lebensqualität weg. Denn letztlich leidet er ja trotz der Zuwendung seiner Familie und Freunde. Offenbar hält ihn aber irgendetwas davon ab, etwas zu ändern. Ein Kreislauf aus Streit, Beklagen, hoffen, Enttäuschung und wieder Streit beginnt.

Meistens fängt so ein Verhalten schon früh an, es wird erlernt. Und oft ist einem das selbst zunächst gar nicht so bewusst. Manchmal gerät man in dieses Verhalten, weil man denkt, man könne nichts an der Situation ändern. Vielleicht erinnert dich diese Beschreibung auch an eine Person aus deinem Umfeld? Wie du damit umgehen kannst erfährst du weiter unten.

Wieso es schwer sein kann, Selbstverantwortung zu übernehmen

Manche Menschen verharren in scheinbar ausweglosen Situationen, weil sie nicht wissen, was passieren wird, wenn sie es nicht mehr tun. Der ein oder andere hat vielleicht Angst alleine dazustehen oder ohne den Partner nichts mehr wert zu sein. Wieder andere glauben, dass Kontakte unwiderruflich verloren gehen, wenn sie für sich einstehen. Die Liste ist lang. Und bei jeder einzelnen Person kann der Grund ein ganz anderer sein.

Warum uns das sauer macht

Vermutlich kennst du wirklich eine Person, die sich genau so verhält. Und vielleicht hast du einfach keine Lust mehr, dasselbe Thema zum x-ten Mal durchzukauen. Weil du ziemlich sicher weißt, dass sowieso nichts passieren wird. Und das ist es, was die meisten Menschen dann sauer macht. Eine Studie hat genau das untersucht. Menschen, die sich nur beklagen, obwohl sie eigentlich etwas unternehmen müssten und könnten, werden sozial abgestraft. Unsere Gesellschaft funktioniert über Normen. Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, die wir einfach erwarten. Und dazu gehört auch, dass man Dinge verändert, wenn sie veränderbar sind. Geschieht das nicht, ruft das negative Gefühle in uns hervor.

Was kann man tun, um die Selbstverantwortung zu stärken?

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Schauen wir zunächst, was du als Außenstehender tun kannst. In einem ersten Schritt ist es sinnvoll, die Person darauf anzusprechen, was man beobachtet. Vielleicht ist es ihm oder ihr noch überhaupt nicht aufgefallen, wie sie sich verhält. Wichtig ist dabei, dass du ausdrückst, wie es dir damit geht. Auch das ist Selbstverantwortung. Du kannst zum Beispiel sagen, dass du es anstrengend findest, immer wieder über das Thema zu sprechen und sich nichts ändert. Dann kannst du in der nächsten Zeit beobachten, was passiert.

Es kann natürlich geschehen, dass sich die Person (zunächst) von dir abwendet. Du entziehst ihr schließlich die gewohnte Aufmerksamkeit und eine Möglichkeit, Leidensdruck abzubauen. Es kann aber auch passieren, dass die Person einfach so weitermacht wie bisher. Dann kannst du vielleicht klar machen, dass du gerne mit ihm oder ihr befreundet bist, zum betreffenden Thema aber nichts mehr hören möchtest. Wenn es dich wirklich stört und sich noch immer nichts ändert, kannst du den Kontakt einschränken.

Du befürchtest, dass du selbst im Klagen feststeckst? Du kannst dir folgende Fragen stellen:

  1. Was hält dich davon ab, etwas zu ändern?
  2. Welche (vielleicht auch ungewöhnlichen) Veränderungsmöglichkeiten gibt es?
  3. Was befürchtest du?
  4. Was kann im schlimmsten Fall passieren?
  5. Wie kannst du mit diesen Konsequenzen umgehen?
  6. Wobei brauchst du Unterstützung?
  7. Wer kann dir dabei helfen?

Du kannst dir auch aufschreiben, was die Vor- und Nachteile deiner aktuellen Situation sind und was die Vor- und Nachteile einer Veränderung sind. Damit bekommst du mindestens etwas Klärung in deine Gedanken. Wichtig ist nicht, dass du sofort eine Entscheidung triffst, wichtig ist dass dir klar wird, dass du Entscheidungsmöglichkeiten hast. Du kannst dich auch entscheiden erst einmal alles so zu lassen wie es ist. Auch das ist eine Entscheidung, wenn sie aktiv getroffen wird.

So übernimmst du aktiv wieder Selbstverantwortung und Kontrolle für dein Leben. Wenn du dir über deine Möglichkeiten im Klaren bist, gelingt es dir im nächsten Streit bestimmt auch etwas gelassener zu sein.

Du bist der Meinung, dass du selbst professionelle Unterstützung benötigst? Ruf an oder schreib mir an info@richtungswechsler.de.