Psychotherapie

Was macht ein Psychologe?

Was macht ein Psychologe? Was ein Psychotherapeut? Wie funktioniert Beratung/Therapie? Diese Fragen werden im Artikel fundiert beantwortet.

Viele Menschen glauben, dass ein Psychologe automatisch Psychotherapie durchführt, die von den Krankenkassen übernommen wird. Das stimmt so nicht immer, manche Psychologen bieten psychologische Beratung an. Deshalb möchte ich hier leicht verständlich die Frage beantworten: Was macht ein Psychologe? Dafür müssen wir zunächst klären, was ein Psychologe eigentlich ist und was ihn von Psychotherapeuten unterscheidet.

Ausbildung

Ein Psychologe hat ein mindestens 10-semestriges Studium durchgeführt, das sind fünf Jahre. Danach darf er sich Diplom-Psychologe oder Psychologe M. Sc. nennen. Nun darf ein Psychologe in einer Klinik arbeiten, in Personalabteilungen, im Marketing, im Gesundheitswesen usw. Also überall, wo es wichtig ist, Menschen zu verstehen. Psychologen beschäftigen sich mit der Beschreibung, der Erklärung und der Vorhersage menschlichen Verhaltens. Und weil die Psychologie ein naturwissenschaftliches Studium ist, hat ein Psychologe sehr viel mit Statistik zu tun.

Will ein Psychologe eine eigene Praxis eröffnen, muss er eine staatliche Heilerlaubnis erlangen. Heilen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Psychologe psychische Störungen wie Depression, Schizophrenie, Ess-Störungen usw. behandeln darf. Um diese staatliche Erlaubnis zu erhalten, gibt es zwei Wege, wie ihr in der Grafik sehen könnt. Ein Weg ist es, die Ausbildung zum Psychotherapeuten zu absolvieren. Mit Abschluss der Ausbildung erhält der Psychologe nun die Approbation (Heilerlaubnis) und darf psychische Störungen behandeln. Er darf sich Psychotherapeut nennen. Wie ihr einen Psychotherapeut findet, erkläre ich in diesem Artikel.

Der andere Weg ist, die Prüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie abzulegen. Die meisten Psychologen beantragen diese Erlaubnis einfach, da sie über die notwendigen Kenntnisse verfügen und müssen keine weitere Prüfung ablegen. Alle anderen müssen eine schriftliche und mündliche Prüfung ablegen, in der sichergestellt wird, dass der zukünftige Heilpraktiker alles über psychische Störungen und deren Behandlung weiß. Er darf sich Heilpraktiker für Psychotherapie nennen. Und natürlich Psychologe, sofern er einer ist. Oft haben Psychologen mit Heilpraktiker natürlich auch eine therapeutische Ausbildung/Weiterbildung absolviert.

Hier in dieser Grafik siehst du noch einmal alles auf einen Blick:

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Der Weg zum Therapeuten ist langwierig und fordert viel Durchhaltevermögen.

Psychologen und Psychotherapeuten sind außerdem dafür ausgebildet zu diagnostizieren und dürfen deshalb psychologische Tests durchführen. Konntet ihr bis hierher folgen? Gut!

Wer bezahlt das?

Wie du in der Grafik sehen kannst, können nun sowohl der Psychotherapeut als auch unser Psychologe mit der Heilpraktiker-Zulassung Psychotherapie anbieten. Das siehst du im letzten Teil der Grafik.

Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen in aller Regel nur die Psychotherapie beim Psychotherapeuten. Der Psychologe mit der Heilpraktiker-Zulassung kann oft mit den privaten Krankenkassen abrechnen oder der Klient bezahlt die Therapie selbst.

Ein Psychologe ohne eine der beiden Zulassungen darf psychologische Beratung anbieten. Die Methoden bei Beratung und Therapie sind fast dieselben, mit einem Unterschied: in der Beratung werden keine psychischen Störungen behandelt. In der Beratung finden alle anderen Themen Platz: soziale Konflikte, Beziehungsprobleme, Unzufriedenheit, Erziehungsfragen, Persönlichkeitsentwicklung, Selbstwertsteigerung, Entscheidungsfragen und noch vieles mehr.

Warum gibt es psychologische Beratung, wenn die Krankenkassen doch die Psychotherapie bezahlen?

Ganz einfach: die Krankenkassen übernehmen eine Psychotherapie nur, wenn ein Leiden mit Krankheitswert vorliegt. Das bedeutet, dass man krank sein muss, damit die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Wenn ihr in einer schwierigen Lebensphase steckt und nicht genau wisst, wie es weitergehen soll, gehe ich davon aus, dass ihr nicht an einer psychischen Störung leidet. Sondern einfach nur ein wenig Unterstützung dabei möchtet, weiter zu planen. Oder ihr seid unglücklich in einer Beziehung und wisst nicht, was ihr tun sollt. Sofern ihr psychisch soweit gesund seid, kommt für eine Therapie/Beratung keine Krankenkasse auf. Für alle diese Ereignisse im Leben, die nicht mit einer Krankheit zusammenhängen, gibt es die psychologische Beratung.

Aber Achtung: Psychologische Beratung darf jeder anbieten, es ist kein geschützter Begriff und es ist kein Studium oder eine Ausbildung dafür nötig. Informiere dich deshalb gut, wenn du auf der Suche nach Beratung bist.

Jetzt wisst ihr Bescheid, was ein Psychologe eigentlich ist. Jetzt erkläre ich, was ein Psychologe, der berät/therapiert tatsächlich macht.

Was machen Psychologen denn nun?

Wie gesagt, Beratung und Therapie funktionieren ähnlich, ich beschreibe vor allem anhand der Beratung, was ein Psychologe macht.

Der Anfang

Zu Beginn eines jeden Prozesses steht das Diagnostizieren. Dein Psychologe wird dich ganz genau fragen, weshalb du bei ihm bist. Oft erzählen Klienten dann ganz ausführlich von ihrem Problem oder ihrer Situation. Das schafft erst einmal Erleichterung. Und der Psychologe bekommt viele Informationen. Während er zuhört, achtet er auf Dinge, die ihm auffallen, das kann z.B. ein bestimmtes Muster sein, das sich in deiner Erzählung wiederholt. Oder ihm fällt auf, dass du bestimmte Dinge gar nicht erwähnst. Manchmal spielen diese nicht erwähnten Dinge keine Rolle, weil sie tatsächlich nicht wichtig sind. Oder sie werden nicht erwähnt, gerade weil sie wichtig sind. Unsere Psyche ist schon eine verrückte Sache.

Die Aufgabe des Psychologen in dieser Phase ist es, sich ein ganz genaues Bild von dir und deiner Situation zu verschaffen. Dafür wird er sehr viel nachfragen und evtl. auch hinterfragen. Diese Fragen helfen deinem Psychologen nicht nur, weitere Informationen zu sammeln und bei dir „anzudocken“, sondern sie können auch dazu führen, dass du über Aspekte oder Perspektiven nachdenkst, die dir bis dahin noch nicht bewusst waren. Außerdem kann er im Gespräch feststellen, ob vielleicht doch eine psychische Erkrankung vorliegen könnte.

Der Vorteil in dieser Situation ist, dass dich der Psychologe überhaupt nicht kennt. Er kann also ganz unbelastet mit dir arbeiten. Natürlich sprechen wir alle auch mit Freunden oder Familienmitglieder über unsere Probleme, häufig laufen aber auch diese Gespräche nach bestimmten jahrelang etablierten Regeln und alle sind emotional involviert. Aber sobald man emotional engagiert ist, verfolgt man oft unbewusst eigene Ziele. Ein Psychologe ist emotional nicht involviert und wird es auch nicht sein, das lernen Berater während Ihrer Ausbildung. Man nennt das professionelle Distanz.

Die Zielklärung

Wenn dein Psychologe also einen ersten Eindruck davon hat, um was es geht, wird er dich auf unterschiedliche Arten befragen, was das Ziel der Beratung sein soll. Vielleicht fällt es dir schwer, das sofort zu benennen, das ist aber nicht schlimm, denn es gibt viele Fragemethoden, um das herauszufinden. Je nach dem, wie die Rahmenbedingungen sind, fängt er jetzt schon an, mit dir an deinem Ziel zu arbeiten oder ihr vereinbart einen neuen Termin. Es ist durchaus möglich, schon nach einer Beratungsstunde zu einer guten Lösung zu gelangen. Während Therapie häufig mindestens 25 Stunden umfasst, dauert Beratung deutlich kürzer. Das ergibt sich schon alleine aus den Themen, die für die Beratung geeignet sind.

Das Allerwichtigste für die weitere Beratung ist, ob es zwischenmenschlich zwischen dir und deinem Psychologen passt. Egal, ob Therapie oder Beratung: ausschlaggebend sind weniger die eingesetzten Fragen und Methoden, sondern ob du eine gute Beziehung zu deinem Psychologen aufbauen kannst. Oder würdest du etwa einer Person, die du ganz und gar unsympathisch findest, viele vertrauliche Dinge erzählen? Wahrscheinlich nicht. Diese Informationen sind aber wichtig für das Gelingen der Beratung.

Das Ziel erreichen

Während deiner Erzählungen entwickelt der Psychologe Überlegungen, worum es eigentlich geht. Vielleicht erzählt eine Klientin, dass es ihr sehr schwerfällt, einen neuen Job zu finden, es zwar Stellen gibt, sie für diese aber umziehen müsste, was sie nicht will. Die Klientin ist noch jung und eigentlich spricht nichts dagegen umzuziehen. Der Psychologe hat vielleicht die Idee, dass es etwas gibt, dass die Klientin an ihre gewohnte Umgebung bindet. Er erfragt diese Möglichkeiten also. Tatsächlich stellt sich heraus, dass die Klientin bei einem Umzug ihre Mutter zurücklassen würde, die schon etwas älter und alleinstehend ist. Das kann jetzt thematisiert werden, sofern die Klientin dazu bereit ist. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Der Psychologe könnte die Klientin fragen was sie denn befürchtet, wenn sie doch etwas weiter wegzieht und was für Gefühle die Klientin dabei empfindet. Die verschiedenen Gefühle können dann auf Kärtchen geschrieben und näher beleuchtet werden. Das klingt vielleicht ein bisschen seltsam, wenn man es nicht selbst schon erlebt hat, funktioniert aber ziemlich gut.

Eine Lösung finden

Die Klientin hat jetzt also herausgefunden, dass sie massive Schuldgefühle hätte, wenn sie wegzieht, weil sie denkt, sie lasse ihre Mutter im Stich. Sie sieht aber auch die Notwendigkeit eines Umzugs und möchte herausfinden, wie sie umziehen kann, ohne diese Schuldgefühle zu erleben.

Der Psychologe sagt ihr jetzt, was sie tun soll.

Falsch.

Der Psychologe kann ihr vielleicht Lösungsvorschläge machen, das wären aber Lösungen, die für ihn gut funktionieren würden. Deshalb macht das wenig Sinn. Die Aufgabe des Psychologen ist es, gemeinsam mit der Klientin herauszufinden, was mögliche gute Lösungen für die Klientin wären. Ein Ansatzpunkt ist z.B. sie zu fragen, welche Möglichkeiten es geben könnte, umzuziehen und trotzdem weiterhin für ihre Mutter da zu sein. Und zu erfragen, ob ihre Mutter wirklich so hilflos wäre, wenn sie umzieht. Vielleicht habt ihr jetzt selbst schon ein paar Ideen, was die Klientin tun könnte?

Für Entscheidungsfragen, z.B.: „Job wechseln oder behalten?“, gibt es eine Vielzahl an Methoden. Bei einer Methode nimmt man zwei Stühle und jeder Stuhl steht für eine Option. Der Klient setzt sich dann nacheinander auf diese Stühle und wird vom Psychologen befragt, wie sich die Entscheidung anfühlt und was sich dadurch ändert.

Der eigentliche Wirkeffekt von Beratung oder Therapie besteht darin, Themen herauszuholen, anzusprechen und sich offen damit auseinanderzusetzen. Diesen Rahmen bieten Psychologen und Psychotherapeuten.

Bitte beachte, dass ich die in diesem Artikel genannten Ausgangslagen und Prozesse zum besseren Verständnis stark vereinfacht dargestellt habe.

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Alles auf einen Blick

Falls du Fragen hast, deine Erfahrungen mit Psychotherapeuten und Psychologen teilen möchtest oder dir der Artikel gefallen hat, freue ich mich, wenn du mir an: info@richtungswechsler.de schreibst.