Beziehungstipps
Wie sag ich etwas Unangenehmes?
Wie sage ich etwas Unangenehmes? Kennen Sie Ihre Bedürfnisse. Formulieren Sie Ich-Botschaften und finden Sie eine gemeinsamen Lösung.
Wie sag ich etwas unangenehmes nur? In dieser Artikel-Serie geht es um das Thema gelassen streiten. Als fleißiger Blog-Leser wissen Sie bereits, was sich hinter dem ersten Punkt der folgenden Liste verbirgt. Wenn nicht, dann können Sie bei “Wie bleibe ich gelassen” nachlesen.
- Stoppen und Hinterfragen
- Ärger mitteilen
- Selbstverantwortung
In diesem Artikel schauen wir uns den zweiten Punkt Ärger mitteilen mal genauer an. Denn wie man etwas unangenehmes sagt, hat schon ganz schön Einfluss darauf, ob und wie sich ein Streit entwickelt.
Sich mitteilen
Kaum etwas ist unangenehmer, als jemandem zu sagen:”Hey ich bin sauer.” Oder: mir geht’s grade nicht gut mit uns oder, oder, oder. Aber wie sag ichs nur? Negatives geht uns nur schwer von den Lippen. Natürlich können Sie den Ärger in sich reinfressen oder den anderen schonen und lieber nichts sagen. Stellen Sie sich aber die Frage, wie es Ihnen damit auf lange Sicht geht. Sie tun sich und Ihrem Umfeld keinen Gefallen, wenn Sie Ihre eigenen Bedürfnisse ignorieren.
Viele Menschen teilen ihren Ärger aus den verschiedensten Gründen aber nicht mit. Wenn Sie darauf warten, dass Ihr Umfeld von alleine merkt, was Sie brauchen oder auch nicht brauchen, werden Sie vermutlich ziemlich unglücklich sterben. Seien Sie also fair zu sich selbst und zu Ihrem Gegenüber und teilen Sie mit, was Sie stört. Dabei gilt natürlich, dass Sie das ruhig und respektvoll tun sollten. Stellen Sie sich vor, jemand stellt Ihnen eine große Tüte voller Abfall und ein hübsch verpacktes Geschenk auf den Tisch. Was davon würden Sie wohl eher annehmen wollen?
Trauen Sie sich, muten Sie sich anderen zu und sagen Sie, wenn Sie etwas ärgert. Und zwar rechtzeitig! Wenn Sie dabei die nächsten Punkte beachten, stehen die Chancen ausgesprochen gut, dass Sie Ihr Ziel erreichen.
1. Nicht im Affekt
Ja. Es. Ist. Schwer. Sie sind sauer und zwar jetzt. Aber bitte: beherrschen Sie sich und warten Sie noch eine ganze Weile ab, bis Sie zur Tat schreiten und den anderen dem Erdboden gleich machen. Wie wichtig Selbstkontrolle und Selbstreflektion sind, habe ich im Artikel Wie Sie gelassen bleiben beschrieben.
2. Warum wollen Sie etwas sagen?
Sie haben sich also an Punkt 1 gehalten und haben sich beruhigt. Sehr gut! Sie möchten auch noch immer etwas zu der betreffenden Person sagen? Auch gut! Wenn Sie sich darüber im Klaren sind, warum Sie etwas sagen wollen. Dafür kann es viele Motive geben. Vielleicht wollen Sie die Situation klären. Oder einfach nur Ihrem Ärger Luft machen? Eventuell wollen Sie Ihrem Gegenüber ein schlechtes Gewissen machen und unter Druck setzen (tun wir mal nicht so schockiert, das hat vermutlich schon jeder von uns einmal gemacht).
Bei letzterem rate ich eher davon ab, etwas zu sagen. Wollen Sie, dass der andere sich schuldig oder unter Druck fühlt, verstricken Sie sich in emotionale Erpressung und Machtkämpfe. Das führt zu nichts. Der Grund, warum Sie das Gespräch suchen, bestimmt letztlich wie das Gespräch verlaufen wird. Sind Sie ernsthaft an einer Lösung interessiert, wird das Gespräch mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr konstruktiv verlaufen. Wollen Sie Ihrem Ärger nur Luft machen, dann tun Sie das so sachlich wie möglich und ohne Hintergedanken, dass der Andere ja jetzt schon Maßnahmen ergreifen wird. Wenn Sie das wollen, dann sagen Sie es bitte und platzieren Sie keine versteckten Botschaften.
3. Was wollen Sie sagen?
Legen Sie sich vorher schon die Worte zurecht, die Sie sagen wollen. Das macht es Ihnen leichter, den oder die andere nicht unnötig zu kränken. Und Sie können Ihren Standpunkt selbstbewusster vertreten. Vielleicht erwarten Sie einen Streit? Wenn Sie sich mögliche Dialoge vorstellen, können Sie nicht so leicht überrascht werden und bleiben souverän. Und vor allem auch freundlich. Und erreichen so natürlich auch Ihr angestrebtes Ziel.
4. Die berühmten Ich-Botschaften
Beginnen Sie Ihre Sätze mit „ich“. „Du hast…, du bist…, du solltest…“ sorgt für wenig Kooperationsbereitschaft. Sätze mit „Du“ klingen anklagend und führen dazu, dass der andere einfach dicht macht. Sie kommen der Lösung Ihres Problems so in keiner Weise näher. (Außer Sie wollen den anderen so richtig fertig machen, dann nutzen Sie bitte ausschließlich „Du-Botschaften“.)
Wenn Sie Sätze mit „ich“ anfangen, sind Sie gezwungen sich zu überlegen, wie es Ihnen geht und was Sie eigentlich wollen. Ihre Kommunikation wird authentisch, das spürt auch die andere Person. Selbstreflektion ist unabdingbar für gute Gespräche.
5. Sprechen Sie über IHRE Bedürfnisse
Natürlich können Sie dem anderen detailverliebt klar machen, was er oder sie alles falsch gemacht hat und warum so ein Verhalten für Sie auf keinen Fall akzeptabel ist. Oder Sie können sich überlegen, was geändert werden muss, damit Sie sich nicht mehr ärgern. Wenn Sie sich beispielsweise darüber ärgern, dass subjektiv die meiste Hausarbeit an Ihnen hängenbleibt, dann können Sie sich beschweren und verlangen, dass Ihnen mehr geholfen wird. Oder Sie können mitteilen, dass Sie sich allein gelassen fühlen, dass Sie das Gefühl haben, dass Sie mehr tun als der oder die andere und dass Sie sich mehr Unterstützung wünschen. Wenn Sie dann gleich noch konkrete Vereinbarungen treffen, haben Sie beide gewonnen.
6. Zuhören und Fragen stellen
Zugegeben, wir alle wünschen uns ab und an widerspruchslose Zustimmung. In der Realität wird uns das jedoch nur selten gewährt. Sehen Sie die Einwände des anderen als Chance, etwas über ihn oder sie zu erfahren. Finden Sie gemeinsam einen Weg. Gemeinsame Lösungen sind verbindlicher als diktierte Anweisungen. Vielleicht hat ihr Gegenüber auch eine ganz interessante Sicht der Dinge, die ihr Leben am Ende noch bereichert?
Nur mit Fragen finden Sie heraus, wie der andere die Welt sieht. Im Alltag vergessen wir oft, dass unsere Sicht auf die Welt nur eine mögliche Sicht ist. Die eine, objektive, Sicht gibt es nicht. Deshalb führt Kommunikation so oft zu Missverständnissen. Versuchen Sie doch mal, wirklich zu ergründen, wie der oder die andere die Situation wahrnimmt. Meistens meint es der andere überhaupt nicht böse oder er oder sie hat sich einfach nichts dabei gedacht. Vielleicht möchten Sie auch nachfragen, wie es dem anderen mit der Situation geht oder wie er oder sie sich dabei fühlt? Finden Sie es heraus. Wahrscheinlich eröffnen sich ganz neue Horizonte und Qualitäten für Sie.
7. Wie geht es weiter?
Sie wurden angehört und Sie konnten sich auf eine gemeinsame Richtung festlegen? Glückwunsch! Dann beobachten Sie jetzt genau, ob sich beide Parteien auch an die Abmachung halten. Stellen Sie fest, dass es nicht so gut klappt, dann suchen Sie erneut das Gespräch und justieren Sie gegebenenfalls nach.
Das klärende Gespräch hat leider so gar nichts gebracht? Dann schauen Sie nächste Woche wieder vorbei, in den folgenden Artikeln konzentriere ich mich vor allem auf die Selbstverantwortung, die in so einem Fall sehr wichtig sein kann.
Falls Sie Fragen haben, weitere Infos möchten, einen inhaltlichen Fehler entdeckt haben oder etwas nicht ganz so verständlich war, schreiben Sie mir gerne an info@richtungswechsler.de.