Psychotherapie

Schlafstörungen

Jeder von uns hat mal eine schlechte Nacht. Doch was ist, wenn man regelmäßig Probleme mit dem Einschlafen und Durchschlafen hat? Was, wenn man am Tag einfach immer wieder einschläft?

Schlafstörungen haben viele Gesichter und ganz verschiedene Ursachen. Doch eine wichtige Gemeinsamkeit der verschiedenen Formen ist, dass sie das Befinden und die Leistungsfähigkeit der Betroffenen am Tag beeinträchtigen.

In diesem Blogartikel erklären wir dir zunächst, weshalb guter Schlaf für uns wichtig ist, ab wann man von einer Schlafstörung spricht und welche Arten es gibt. Zudem erläutern wir unterschiedliche Ursachen, wie die Diagnose abläuft und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Warum guter Schlaf für uns wichtig ist

Guter Schlaf bringt viele Vorteile mit sich und ist ein wichtiger Baustein für unsere seelische und körperliche Gesundheit. So werden, während wir schlafen, beispielsweise unsere Abwehrkräfte gestärkt, Wachstumshormone zur Zellerneuerung gebildet und die Eindrücke des Tages in unserem Gehirn verarbeitet und gespeichert. Gleichzeitig führt wenig oder schlechter Schlaf zu unterschiedlichen Problemen.

Wenn wir nicht ausreichend oder schlecht schlafen, wird unter anderem unsere Immunabwehr herabgesetzt und das Risiko an Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen zu erkranken, erhöht sich. Dadurch werden Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herzinfarkte wahrscheinlicher.

Durch Schlafmangel kann es tagsüber außerdem zu Konzentrations- und Denkproblemen, Stimmungsschwankungen und auch Tagesmüdigkeit kommen. Dadurch kommt es wiederum leichter zu Unfällen, beispielsweise durch Sekundenschlaf beim Autofahren.

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Wenn anhaltende Störungen des Schlafes nicht behandelt werden, steigt außerdem das Risiko eine psychische Krankheit zu entwickeln.

Wann spricht man von Schlafstörungen?

Das hatten wir doch bestimmt alle schon einmal: Obwohl wir eigentlich total müde waren, lagen wir abends noch eine gefühlte Ewigkeit wach im Bett und konnten einfach nicht einschlafen. Sicherlich kennen es auch viele, dass man die Nacht vor einem wichtigen Termin vor lauter Aufregung oder aus Angst zu verschlafen, ganz unruhig schläft und noch dazu ständig aufwacht.

Solange solche Situationen gelegentlich auftreten, ist das ganz normal. Es ist zwar etwas lästig, aber nicht weiter problematisch und noch keine Grund zur Beunruhigung.

Wenn jedoch über einen längeren Zeitraum Ein- und Durchschlafprobleme auftreten, kann von einer Schlafstörung gesprochen werden. Schlafprobleme können auf Dauer sehr belastend sein und die Leistungsfähigkeit kann stark eingeschränkt werden. Das betrifft knapp 10 % der Deutschen und ist somit eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Teilweise spricht man sogar von einer „Volkskrankheit“.

Gelegentliche Ein- und Durschlafprobleme müssen noch nicht von einem Arzt behandelt werden. Bei anhaltenden Schwierigkeiten (ab einer Dauer von drei bis vier Wochen), die zu einer großen Belastung und Einschränkungen führen, sollte man sich ärztliche Unterstützung einholen.

Gibt es unterschiedliche Schlafstörungen?

In der Internationalen Klassifikation Psychischer Störungen (ICD-10) unterscheidet man vor allem organisch bedingte von nichtorganisch bedingten Schlafstörungen.

Organisch bedingt bedeutet, dass es körperliche Ursachen gibt, die für die Probleme beim Ein- und/oder Durchschlafen verantwortlich sind, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wenn es eine organische Ursache gibt, muss die Behandlung von einer entsprechenden Fachärztin durchgeführt werden.

Sind die Ursachen nichtorganisch,haben die Betroffenen ebenfalls Ein- oder Durchschlafprobleme, liegen abends lange wach und empfinden die Dauer und Qualität ihres Schlafes als ungenügend.

Bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Störungen spielen hier allerdings meist eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle. Vor allem emotionale Aspekte haben dabei häufig einen Einfluss, z. B. können belastende und stressreiche Lebenssituationen der Grund für schlaflose Nächte sein.

Anhaltende Probleme beim Schlafen reduzieren die Leistungsfähigkeit im Alltag deutlich und verursachen zudem einen großen Leidensdruck. Bei nichtorganischen Ursachen liegen meist psychische Faktoren vor (bspw. Depression, Burnout, Perfektionismus, Ängste usw..). Eine Psychotherapie kann gut helfen.

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Es gibt noch zahlreiche weitere Erkrankungen des Schlafes, wie beispielsweise Alpträume, Schlafwandeln (Somnambulismus) oder eine exzessive Schläfrigkeit tagsüber, obwohl nachts ausreichend geschlafen wurde (nichtorganische Hypersomnie), die nicht Teil dieses Artikels sind.

Was sind die Ursachen für Schlafstörungen?

Wieso eine Person Schwierigkeiten beim Schlafen hat, kann sehr unterschiedlich sein. Daher ist es wichtig, bei jedem Betroffenen individuell zu analysieren, woher die Beschwerden kommen. Je genauer die Ursache benannt werden kann, desto besser kann das Problem behandelt werden.

Wie im vorherigen Absatz beschrieben wurde, können unter anderem körperliche/organische Ursachen ein Auslöser sein, aber auch Stress oder andere Belastungen kommen als Verursacher in Frage.

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Häufig sind auch psychische Erkrankungen ein Thema: In einer Untersuchung zeigte sich, dass bei 50% der Personen mit chronischen Schlafproblemen eine psychiatrische Diagnose als Hauptursache der Schlafprobleme verantwortlich war.

Wie werden Schlafstörungen diagnostiziert?

Die Diagnose kann zwar von einem Psychotherapeuten gestellt werden, es ist aber wichtig, dass bei der Erstdiagnose ebenfalls eine ärztliche Untersuchung durchgeführt wird, weil nie ausgeschlossen werden kann, dass ein medizinisches Problem vorliegt.

Um die Erkrankung gut behandeln zu können, muss man zunächst die Ursache bzw. die Ursachen herausfinden. Hier ist besonders die Sicht der betroffenen Person relevant. Beispielsweise kann ein Schlaftagebuch dabei helfen, die Bettzeiten zu erfassen oder auch Wachphasen während der Nacht zu dokumentieren. In die Schlaftagebücher sollte zudem eingetragen werden, was man kurz vor dem Zubettgehen gemacht hat und wie man sich dabei gefühlt hat. Das Gleiche wird auch für die Zeit kurz nach dem Aufstehen dokumentiert.

Eine Auflistung von weiteren Aspekten, die für die Diagnosestellung wichtig sind, findest du hier:

  • Phänomene während des Schlafes, wie beispielsweise Schnarchen, Atempausen oder Schlafwandeln (solche Phänomene werden mithilfe des Bettpartners erhoben)
  • Schlafförderliches und schlafstörendes Verhalten am Tag, am Abend und in der Nacht
  • Besondere Lebenssituationen oder Erkrankungen zu Beginn der Störung (z. B. psychosoziale Belastungen oder eine Veränderung der Lebensumstände)
  • Dauer der Beschwerden
  • Bestehen die Beschwerden immer oder treten sie episodisch auf?

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Außerdem kommen meistens noch verschiedene Fragebögen zum Einsatz.

Um körperliche Ursachen für die Probleme auszuschließen, finden teilweise auch weitere Untersuchungen, wie beispielsweise ein EKG, eine Blutentnahme oder eine Beobachtung im Schlaflabor statt.

Um eine nichtorganische Schlafstörung zu diagnostizieren, müssen die Beschwerden mindestens dreimal pro Woche für mindestens einen Monat auftreten. Außerdem dürfen keine körperlichen oder neurologischen Krankheiten die Schlafprobleme verursachen und die Probleme dürfen auch nicht durch Alkohol, Drogen oder Medikamente kommen. Es lohnt sich immer, frühzeitig mit einem Schlaftagebuch zu beginnen, um Zusammenhänge und Ursachen herauszufinden.

Wie werden Schlafstörungen behandelt?

Da es viele verschiedene Formen gibt, existieren auch unterschiedliche Behandlungsansätze.

Psychotherapeutische Ansätze sind besonders effektiv bei Schlafstörungen ohne körperliche Ursache.

In der Psychotherapie können ganz verschiedene Methoden zum Einsatz kommen, häufige Elemente sind beispielsweise:

  • Psychoedukation: die Betroffenen erhalten wichtige Infos zum Thema Schlaf und Fehlannahmen über den Schlaf können korrigiert werden (z. B. „Wenn ich nicht mindestens sieben Stunden in der Nacht schlafe, kann ich am nächsten Tag keine Leistung zeigen.“)
  • Schlafhygiene: die Betroffenen lernen wie sie ihre Schlafhygiene verbessern können und so ihre Schlafdauer und -qualität positiv beeinflussen können (einen Beitrag dazu findest du in unserem Insta-Account)
  • Entspannungsverfahren: Betroffene können verschiedene Entspannungsverfahren im Rahmen der Therapie erlernen (z. B. Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training), die dabei helfen können psychische Anspannung und Unruhe zu reduzieren und dadurch das abendliche „Abschalten“ erleichtern können.

Der große Vorteil einer Psychotherapie ist zudem, dass auch andere Themen im Rahmen der Therapie behandelt werden können, die mit der Schlafstörung zusammenhängen können (z. B. Umgang mit Belastungssituationen).

Warum sollte man Schlafstörungen nicht ausschließlich mit Medikamenten behandeln?

Medikamente wie beispielsweise Benzodiazepine, können tatsächlich helfen, dass die Schlafprobleme schnell abnehmen und man wieder besser schlafen kann. Allerdings hält dieser Effekt meistens nur für kurze Zeit an und die Wirkung der Medikamente lässt immer mehr nach.

Auch wenn man kurzfristig besser schlafen kann, darf man nicht außer Acht lassen, dass Medikamente die Schlafstruktur verändern können. Ganz konkret bedeutet das, der Tiefschlaf wird insgesamt weniger und der leichte Schlaf nimmt dafür zu. Das ist problematisch, denn Tiefschlaf ist sehr wichtig. Während der Tiefschlafphase hat das Gehirn die Möglichkeit sich von den Anstrengungen des Tages zu erholen. Dadurch, dass Schlafmedikamente den Tiefschlaf reduzieren, wird also auch die Schlafqualität insgesamt schlechter.

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Neben einer Verschlechterung der Schlafqualität können außerdem auch Abhängigkeiten entstehen oder Entzugserscheinungen beim Absetzen auftreten. Daher sollten Benzodiazepine & Co immer nur nach Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin eingenommen werden.

Fazit

Dieser Artikel soll dir einen kleinen Überblick darüber geben, was unter Schlafstörungen zu verstehen ist, wie sie erkannt werden können, worin die Ursachen liegen und wie eine mögliche Behandlung aussehen kann.

Vielleicht zeigt der Artikel auch dem ein oder anderen, dass diese Erkrankung nicht selten ist und es hilfreich sein kann, sich Unterstützung zu suchen.

Falls du das Gefühl hast, dass du ernstere Probleme beim Schlafen hast und Hilfe brauchst, dann wende dich bitte an deine Hausärztin für eine erste Einschätzung.

AnnaAnna

Geschrieben von

Anna

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