Psychotherapie

Heilpraktiker für Psychotherapie

Heilpraktiker für Psychotherapie: Infos zu persönlichen Voraussetzungen, zur Prüfung und Kostenerstattungsverfahren.

Im Artikel Wie finde ich einen Therapeuten, Teil 1 habe ich erklärt, wer sich Psychotherapeut nennen darf. Psychotherapeut darf sich nennen, wer:

  • Medizin oder Psychologie studiert hat und anschließend noch eine
  • psychotherapeutische Aus- oder Weiterbildung mit Approbation absolviert hat.

Daneben gibt es aber noch Heilpraktiker für Psychotherapie, die ebenfalls psychotherapieren, sich aber nicht Psychotherapeut nennen dürfen.

Und weil das so ein Kuddelmuddel ist, hier ein Shorty über den Heilpraktiker für Psychotherapie. Dabei beziehe ich mich auf das Land Baden-Württemberg, theoretisch können Einzelheiten in den anderen Bundesländern abweichen.

Was ist ein Heilpraktiker für Psychotherapie?

Nach dem Heilpraktikergesetz ist ein Heilpraktiker für Psychotherapie jemand, der Heilkunde beruflich ausübt, ohne als Arzt oder Psychotherapeut zugelassen zu sein. HeilpraktikerInnen haben eine Prüfung abgelegt und damit eine Genehmigung durch die jeweilige Landesbehörde. Meistens findet die Prüfung über die Gesundheitsämter statt.

Wer kann Heilpraktiker für Psychotherapie werden?

Jeder, der

  1. mindestens einen Hauptschulabschluss hat
  2. über 25 Jahre alt ist
  3. über die körperliche Eignung verfügt (ärztliches Attest)
  4. über die geistige Eignung verfügt (polizeiliches Führungszeugnis)
  5. Bescheinigungen und Nachweise über bisherige psychotherapeutische Fort- und Weiterbildungen und Berufserfahrung erbringen kann

Kann jemand keine Nachweise und Bescheinigungen über psychotherapeutische Fort- und Weiterbildungen erbringen, kann er oder sie zumindest rechtlich trotzdem zur Prüfung zugelassen werden (später mehr dazu). Soweit die persönlichen Voraussetzungen.

Die Prüfung muss abgelegt werden, um die Erteilung der Erlaubnis zur berufsmäßigen Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung als Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie zu erhalten (ja, das heißt wirklich so!).

Was ist das für eine Prüfung?

Die Prüfung besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil besteht aus 28 Multiple Choice Fragen, von denen 75% in 56 Minuten korrekt beantwortet werden müssen. Danach folgt eine mündliche Prüfung, die 30 Minuten dauert.

Diese Bedingungen hören sich auf dem Papier nicht so wahnsinnig schwer an, in der Realität ist die Prüfung alles andere als leicht.

Psychologen mit Prüfungsfach klinische Psychologie können die Erlaubnis übrigens einfach beantragen, wenn sie die Ausbildung in einem anerkannten Psychotherapieverfahren nachweisen können.

Was muss ein Heilpraktiker für Psychotherapie können?

In der Prüfung werden folgende Bereiche abgefragt:

  1. Diagnostik und Behandlung psychischer Störungen und körperlicher Erkrankungen, die psychische Symptome auslösen können
  2. Psychopathologie
  3. Abgrenzung zu Tätigkeiten, die nur Ärzte und allgemeine Heilpraktiker ausüben dürfen
  4. wissenschaftlich anerkannte psychotherapeutische Verfahren, wann sie angewendet werden können und wann nicht

Ich habe oben bereits erwähnt, dass die Kenntnis von psychotherapeutischen Verfahren nicht zwingend Voraussetzung für die Prüfung ist. Allerdings wird nach dieser Liste hier klar, dass niemand ohne die entsprechenden Kenntnisse diese Prüfung bestehen kann. Fairerweise muss aber auch gesagt werden, dass man mit Wissen allein noch kein guter Therapeut wird. Wobei “gut” für mich reflektiertes, abgegrenztes und wissenschaftlich fundiertes Arbeiten bedeutet.

Und jetzt wird’s heikel. Heilpraktiker sind in ihrer Wahl der Therapiemethoden frei, d.h. die angewandten Methoden müssen nicht wissenschaftlich begründet sein. Heilpraktiker müssen aber die Grenzen der angewandten Methode kennen.

Wie in jedem Beruf übt die überwältigend große Mehrheit ihren Job mit großer Sorgfalt und bestem Gewissen aus, es gibt aber auch die berühmten schwarzen Schafe, die verzweifelten Menschen das Geld mit dubiosen Heilversprechen aus der Tasche ziehen. Deshalb achten Sie bei der Wahl Ihres Therapeuten auf nachweisbare fachliche Qualifikationen.

Wie bereitet man sich auf die Prüfung vor?

Es gibt unzählige Institute, die Vorbereitungskurse für die Heilpraktiker-Prüfung anbieten. Darunter gibt es viele, die qualitativ hochwertige Kurse anbieten, aber achten Sie auch hier auf die schwarzen Schafe.

Worauf ich eigentlich hinaus möchte, ist folgendes: diese Vorbereitungskurse sind keineVoraussetzung für die Prüfung.

Wenn Sie sich beispielsweise in einer guten psychotherapeutischen Weiterbildung befinden und Ihnen selbstbestimmtes Lernen liegt, dann können Sie sich mit guten Lehr- und Übungsbüchern selbst und wesentlich kostengünstiger auf die Prüfung vorbereiten und diese auch bestehen.

Zahlt die Krankenkasse eine Behandlung durch den Heilpraktiker für Psychotherapie?

Wer privat versichert ist oder bei der gesetzlichen Krankenkasse eine Zusatzversicherung abgeschlossen hat, bekommt zumindest einen Teil erstattet.

Wer einen Psychotherapieplatz benötigt, aber eine sehr lange Wartezeit in Kauf nehmen müsste, sollte sich bei seiner Krankenkasse über das Kostenerstattungsverfahren informieren. Kurz erklärt: Sie müssen über ein Protokoll festhalten, dass Sie verschiedene kassenärztliche Therapeuten kontaktiert haben und die Wartezeiten bzw. erhaltenen Termine notieren. Sind diese zu lang, erstattet Ihre Krankenkasse gegebenenfalls einen Teil der Kosten, die bei einem Heilpraktiker für Psychotherapie anfallen.

Im nächsten Teil der Serie schauen wir uns die Richtlinienverfahren genauer an.